Sterblichkeit: Risikobewertung & Vorsorge

Herz-Kreislauf-Erkrankungen – die häufigste Todesursache

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (auch kardiovaskuläre Erkrankungen genannt) sind die häufigste Todesursache in Deutschland und weltweit. Sie umfassen nicht nur Herzinfarkte, sondern auch Schlaganfälle und andere Erkrankungen, die durch eine gestörte Durchblutung oder Verengung der Arterien verursacht werden. Pro Jahr sterben in Deutschland rund 350.000 Menschen an kardiovaskulären Problemen, wovon etwa 50.000 auf Herzinfarkte zurückzuführen sind.

Die Ursache ist oft eine Verstopfung der Arterien (Arteriosklerose), die zu einer Unterversorgung des Herzmuskels (Herzinfarkt) oder des Gehirns (Schlaganfall) mit Sauerstoff führt.

Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass es heute sehr gut belegt ist, dass das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle durch gezielte Maßnahmen um bis zu 80 % gesenkt werden kann. Hier sind die wichtigsten Faktoren im Detail:

 

Umweltfaktoren: Krafttraining, Bewegung und Ernährung als Herzschutz

Ein Artikel von Matthias Maier - Personal Trainer aus Augsburg
Ein Artikel von Matthias Maier - Personal Trainer aus Augsburg

Umweltfaktoren wie Bewegung, Ernährung und Lebensstil spielen eine Schlüsselrolle bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studien zeigen, dass diese Faktoren das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen drastisch senken können. Zwar können genetische Faktoren immer eine Rolle spielen, doch durch die richtige Lebensweise lässt sich das Risiko bei vielen Menschen signifikant senken.

Wichtig ist, dass sich das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko durch gezielte Maßnahmen nicht komplett eliminieren lässt, aber es kann um bis zu 80 % reduziert werden. Hier sind die wichtigsten Faktoren im Detail:

  1. Krafttraining:

    • Schon zwei bis drei Einheiten Krafttraining pro Woche können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 20-30 % senken. Studien, wie die des American College of Cardiology, zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle um 23 % verringern kann .
    • Ein höherer Anteil an Muskelmasse wird ebenfalls mit einem niedrigeren Risiko für Herzerkrankungen in Verbindung gebracht.
  2. Bewegung:

    • Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 35 %. Die WHO empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche. Besonders Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren sind hier effektiv.
    • Menschen, die ein aktives Leben führen, haben oft gesündere Arterien, was das Risiko für Verstopfungen und damit für Herzinfarkte und Schlaganfälle verringert .
  3. Gesunde Ernährung:

    • Eine gesunde Ernährung, insbesondere eine mediterrane Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, unverarbeiteten Lebensmitteln und gesunden Fetten ist, kann das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle um 30-40 % senken. Eine Studie des New England Journal of Medicine zeigt, dass eine solche Ernährungsweise bei Risikopatienten das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 30 % reduziert.
    • Das Meiden von verarbeiteten Lebensmitteln und Zucker ist entscheidend, um Arterien gesund zu halten und Ablagerungen zu vermeiden.

Genetische Risikofaktoren: Die Rolle der familiären Prädisposition

Neben dem Lebensstil gibt es auch genetische Faktoren, die das Risiko für Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen können. Menschen mit einer familiären Prädisposition – das heißt, bei denen Herzinfarkte oder Schlaganfälle in der engeren Verwandtschaft häufig vorkommen – haben oft ein höheres Risiko, auch wenn sie gesund leben. Dies betrifft insbesondere Menschen mit genetischen Markern, wie einem erhöhten Lipoprotein(a)-Wert oder einem hohen koronaren Calcium-Score.

 

Interessanterweise haben etwa 10-20 % der Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden, keine klassischen Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel. Diese Personen führen einen gesunden Lebensstil und haben dennoch ein erhöhtes Risiko.

 

Der LP(a)-Wert: ein stiller Risikofaktor

Der Lipoprotein(a)-Wert, kurz LP(a), ist ein genetischer Marker, der das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle unabhängig von anderen Cholesterinwerten erhöhen kann. Etwa 20 % der Bevölkerung haben erhöhte LP(a)-Werte, was zu einem 1,5- bis 3-fach erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen führen kann.

Dieser Wert wird oft nicht in Standardbluttests gemessen, obwohl er ein wichtiger Indikator für eine genetische Prädisposition ist .

 

Der Calcium-Score: ein Blick ins Herz

Ein weiteres entscheidendes Instrument zur Risikobewertung ist der koronare Calcium-Score, der die Verkalkung der Herzkranzgefäße misst. Ein hoher Calcium-Score deutet auf ein signifikant erhöhtes Risiko hin, da Verkalkungen in den Arterien zu Verengungen und damit zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen können. Menschen mit einem hohen Calcium-Score haben ein bis zu 10-fach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu Menschen ohne Verkalkungen.

 

 

Durch eine Kombination von LP(a)-Tests und der Ermittlung des Calcium-Scores können Menschen mit familiärer Prädisposition frühzeitig Vorsorge betreiben und Maßnahmen wie LDL-Senkung oder andere therapeutische Ansätze in Betracht ziehen.

Die Rolle des Alters

Das Alter ist ein entscheidender Risikofaktor, und mit zunehmenden Lebensjahren steigt die Notwendigkeit gezielter Vorsorge. Ab dem 45. Lebensjahr bei Männern und dem 55. Lebensjahr bei Frauen nimmt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich zu.

Tatsächlich treten etwa 80 % der Herzinfarkte bei Menschen über 60 Jahren auf.

  • Ab 35 Jahren: Bereits in diesem Alter ist eine regelmäßige Überprüfung der Blutdruckwerte und der Blutfette sinnvoll, insbesondere wenn eine familiäre Vorbelastung besteht. Der Lipoprotein(a)-Test sollte ebenfalls in Betracht gezogen werden, um das genetische Risiko frühzeitig zu erkennen.

  • Ab 45 Jahren (Männer) bzw. 55 Jahren (Frauen): Ab diesem Alter sollten alle Menschen, insbesondere jene mit bekannten Risikofaktoren oder familiärer Vorbelastung, einen koronaren Calcium-Score durchführen lassen. Dieser Test misst die Verkalkung der Herzkranzgefäße und kann frühzeitig Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte geben.

  • Ab 60 Jahren: Die Häufigkeit der Vorsorgeuntersuchungen sollte zunehmen. Neben regelmäßigen Blutuntersuchungen zur Überprüfung von Cholesterin und Blutdruck sind Herz-Kreislauf-Screenings (wie ein Belastungs-EKG oder eine Echokardiographie) besonders wichtig, um potenzielle Verengungen der Arterien oder Herzprobleme frühzeitig zu erkennen.

Frühzeitige Tests und Untersuchungen helfen, das Risiko im Alter besser einzuschätzen und rechtzeitig Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen.

Krebs: die zweitgrößte Todesursache

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Pro Jahr gibt es etwa 500.000 Neuerkrankungen, von denen etwa 230.000 tödlich enden. Allerdings lässt sich das Risiko für viele Krebsarten durch Vorsorge und Verhaltensänderungen signifikant senken.

1. Lungenkrebs
  • Vermeidbarkeit: Bis zu 90 % der Lungenkrebsfälle könnten durch das Vermeiden von Rauchen vermieden werden.
  • Neuerkrankungen: Ca. 60.000 Fälle pro Jahr.
  • Vermeidbare Todesfälle: Von den 45.000 Todesfällen jährlich könnten etwa 40.500 verhindert werden.
2. Darmkrebs
  • Vermeidbarkeit: 50-60 % der Darmkrebsfälle könnten durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Vorsorgeuntersuchungen wie Koloskopien vermieden werden.
  • Neuerkrankungen: Ca. 60.000 Fälle jährlich.
  • Vermeidbare Todesfälle: Bei etwa 24.000 Todesfällen pro Jahr könnten ca. 12.000 bis 14.400 durch Vorsorge verhindert werden.
3. Gebärmutterhalskrebs
  • Vermeidbarkeit: 90 % der Fälle könnten durch HPV-Impfungen und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen verhindert werden.
  • Neuerkrankungen: Ca. 4.500 Fälle jährlich.
  • Vermeidbare Todesfälle: Von den 1.600 Todesfällen könnten etwa 1.440 durch Vorsorge und Impfung vermieden werden.

Fazit: der Schlüssel liegt in der Prävention

Der Lebensstil hat einen enormen Einfluss auf die Herzgesundheit und kann das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erheblich senken. Maßnahmen wie Krafttraining, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung können das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle um bis zu 80 % senken.

 

Für Menschen mit genetischen Risikofaktoren wie einem erhöhten LP(a)-Wert oder familiärer Prädisposition ist jedoch eine erweiterte Vorsorge erforderlich. Tests wie der Calcium-Score können helfen, das persönliche Risiko besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um das Fortschreiten von Herzerkrankungen zu verhindern.

 

Auch bei Krebs spielt Vorsorge eine wichtige Rolle. Besonders bei Lungenkrebs, Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs können durch Verhaltensänderungen und regelmäßige Untersuchungen viele Erkrankungen vermieden und die Sterblichkeitsrate deutlich gesenkt werden.